Die Ursprünge des Anthropozäns

Miozän

-23'030'000zu-5'300'000

Vor 10 bis 8 Mio. Jahren: Abtrennung der Gorillas von den Hominini

Vor 7 bis 5 Mio. Jahren: Abtrennung der Schimpansen von den Hominini

Pliozän

-5'300'000zu-2'580'000

Vor 4 Mio. Jahren: erste zweibeinige Hominiden

Vor 3,3 Mio. Jahren: ältesten bekannten Werkzeuge

Pleistozän

-2'580'000zu

Vor 2,5 Mio. Jahren: Gattung Homo

Vor 400'000 Jahren: Feuernutzung

Vor 310'000 Jahren: Homo sapiens

Anthropisierung

Pleistozän

zu-11'700

Vor 50'000 Jahren: Megafauna-Aussterben

Holozän

-11'700zu

Vor 11'700 Jahren: frühes Neolithikum

Vor 5'500 Jahren: erste Zivilisationen

1492 Entdeckung der Neuen Welt

Anthropozän

zu

1800 industrielle Revolution

1913 synthetische Düngemittel

1945 erste Atombombe

1980 Ozonloch

Das Kennzeichen des Anthropozäns

Man kann die menschlichen Auswirkungen auf die Erde anhand eines Diagramms mit den folgenden drei Parametern aufzeigen: Bevölkerung, Lebensstandard und technischer Fortschritt. Überträgt man diese drei Variablen auf drei Achsen, werden die menschlichen Auswirkungen auf die Erde als Volumen erkenntlich, das mit der Zeit zunimmt (Zeitskala unten). Im 20. Jahrhundert hat der weltweite Anstieg des Lebensstandards am stärksten zur raschen Zunahme dieses Volumens beigetragen.

Das Kennzeichen des Anthropozäns

Weltbevölkerung0 Milliarden

Wohlstand: globales BIP0 Billionen $

Technologie: Patente0 Millionen

1900

Demografie oder Lebensstandard?

Wenn man Lebensstandard und Technologie gleich rasch voranschreiten liesse wie das weltweite Bevölkerungswachstum, wären die menschlichen Auswirkungen auf die Erde deutlich geringer, als sie es zurzeit sind. Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme sind die Umweltprobleme nicht nur eine Folge der Bevölkerungsentwicklung, sondern auch unseres Lebensstandards.

Demografie oder Lebensstandard?

Weltbevölkerung0 Milliarden

Wohlstand: globales BIP0 Billionen $

Technologie: Patente0 Millionen

1900

Das Anthropozän stellt unsere Lebensweise und unsere Beziehung zur Natur in Frage.

Die menschlichen Lebensweisen sind keineswegs universell, sondern das Ergebnis einer sich ständig weiterentwickelnden Geschichte und Kultur. Der Übergang zum Anthropozän ist insbesondere die Folge einer schrittweisen Distanzierung von der Natur. Im Westen begann diese mit der Renaissance und der Behauptung, dass man die Natur, wenn man sie verstehen wolle, mit einer Maschine vergleichen müsse. Aufgrund dieser Analogie tendiert der Mensch dazu, sich als Uhrmacher der Welt an die Stelle Gottes setzen zu wollen.
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Natur und Kultur trennen

Die in der Renaissance begonnene Entfremdung von der Natur verstärkt sich im 17. Jahrhundert noch. Die Philosophen verfechten zu dieser Zeit eine zunehmend radikale Trennung der Natur und der Menschen, die als einzige freie Lebewesen erachtet werden. Der Rest der natürlichen Welt ist vollständig den Naturgesetzen unterworfen. Durch die Vernunftausübung streben die menschlichen Gesellschaften eine Befreiung von sämtlichen Zwängen an. Konkret ordnen wir Dinge, Lebewesen und Phänomene entweder als natürlich oder kulturell ein.
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Die Welt erobern

In einer bestimmten, mathematisierten und ausgemessenen Welt, in der das Natürliche, das Übernatürliche und das Geheimnisvolle keinen Platz mehr hat, fürchtet sich die moderne westliche Gesellschaft nicht mehr vor der Erforschung neuer Gebiete. Durch ihre zahlreichen Eroberungen will sie ihre Herrschaft ausdehnen und ihre Macht über die Welt vergrössern.
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Ob links oder rechts, die Devise lautet produzieren!

Die vorherrschenden politischen und wirtschaftlichen Ideologien, der Linken wie der Rechten, gründen auf produktionsorientierten Praktiken, nach denen aus einer Umwelt mit beschränkten Ressourcen unbeschränkt geschöpft wird. Die Herausforderungen des Anthropozäns gehen daher weit über die klassischen politischen Spaltungen hinaus.
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Der Einfluss vom Mensch auf der Erde

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Das Anthropozän stellt unsere Lebensweise und unsere Beziehung zur Natur in Frage.

Im Westen ging der Übergang vom Mittelalter zur Renaissance mit einer tiefgreifenden Veränderung der Weltanschauung einher. Dadurch dass sich der moderne westliche Mensch schrittweise von den übrigen Lebewesen abhob, reduzierte er die Natur auf eine äussere Realität, der er nicht mehr angehört.
Fortan wird die natürliche Umwelt nicht mehr als lebendiges, intelligentes Ganzes wahrgenommen, sondern als eine Gruppe von Objekten, die aus der Distanz beobachtet und analysiert werden können. In einem von der Bekräftigung der Wissenschaften geprägten Kontext, erachtet man, dass zwischen den Lebensvorgängen der Lebewesen und den in Maschinen zu beobachtenden physischen Phänomenen kein Unterschied besteht.

Die Lebens-, Handels- und Verhaltensweise der Tiere wird anhand wissenschaftlicher Gesetze verständlich gemacht und kann dank der Technik beherrscht werden. Die Mathematik wird zum Hilfsmittel für die Interpretation der Welt. Die nichtmenschlichen Lebewesen werden, auf ihre materiellen Dimensionen (Gewicht, Masse und Volumen) reduziert, Automaten gleichgesetzt. Wenn die Natur eine grosse Maschine ist, kann man es in Betracht ziehen, sie zu verändern, ja zu verbessern.

Die in den Dienst der technischen Entwicklung gestellten wissenschaftlichen Kenntnisse ermöglichen es dem modernen Menschen folglich, die äusserst komplexe Funktionsweise der Natur-Maschine zu beherrschen und seinen Wünschen zu unterwerfen.
Es geht nicht nur darum, die Lebewesen besser zu kennen, sondern selbst besser zu leben, indem sich der Mensch zum «Herr und Meister der Natur» macht. Diese Formulierung Descartes´ spiegelt die westliche Ambition, die menschliche Macht über die anderen Lebewesen im Namen des Fortschritts endlos auszudehnen. Die natürlichen Ressourcen bilden dabei nur noch die Kulisse für die menschlichen Abenteuer.

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Natur und Kultur trennen

Seit der Neuzeit wird die Natur nicht mehr als Ganzes aufgefasst, dem wir angehören, sondern als eine Reihe von äusseren, passiven Objekten ohne Seele oder Bewusstsein. Die Tiere und Pflanzen werden von universellen beherrschbaren Mechanismen gesteuert, während die denkfähigen Individuen frei sind, eine ihren Entscheidungen entsprechende Existenz zu führen.

Die westliche Gesellschaft zog folglich als erste und einzige Zivilisation eine Trennung von Natur und Kultur in Betracht. Seither tendiert diese Weltanschauung dazu, sich auch in anderen Gesellschaften durchzusetzen. Mit dieser Denkweise ist es schwierig, zu verstehen, dass wir das, was wir der Natur antun, uns selbst antun und dass wir folglich unsere Lebensbedingungen auf der Erde gefährden.

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Die Welt erobern

Die Neuzeit zeichnet sich durch die neue Weltanschauung der westlichen Menschen aus. Dieser zufolge wird die Natur von Mechanismen regiert, die durch Wissenschaft und Technik beherrschbar sind. Diese Mathematisierung der Welt bewegt die Menschen dazu, die Geheimnisse des Unbekannten zu entschlüsseln. Das Meer wird beispielsweise nicht mehr als unüberwindbares Hindernis aufgefasst, sondern als Zugang zu nutzbaren fremden Ländern, zu Schätzen und exportierbaren Sklaven. Die portugiesischen, spanischen, italienischen, französischen, holländischen oder englischen Seefahrer machen sich auf, um neue Gebiete zu entdecken, und sie kartografieren die Welt.

Die Beziehung der westlichen Gesellschaften zur natürlichen Welt und zu anderen Gesellschaften ist von Manipulation, Beherrschung und Besitz gekennzeichnet. Im 19. Jahrhundert gelingen den Alpinisten die ersten erfolgreichen Expeditionen auf die höchsten Alpengipfel, beispielsweise aufs Matterhorn. Die Versuchung, die Grenzen zu erweitern, äussert sich im 20. Jahrhundert in den Prämissen der Eroberung des Weltalls. Europa dehnt sich im Rhythmus der Erforschungen aus und die westliche Denkweise wird vorherrschend.

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Ob links oder rechts, die Devise lautet produzieren!

Mit der industriellen Revolution und dem technischen Fortschritt intensivieren sich die Produktionsbemühungen deutlich. In den kommunistischen Ländern wie im Westen, wo sich der Kapitalismus durchsetzt, wird die Produktionssteigerung als Weg des Glücks dargestellt.

Das Wirtschaftswachstum wird schrittweise zu einem bewusst angestrebten Ziel, das von den politischen Akteuren versprochen und gefördert wird. Dieser Entwicklungsweg hat eine höchst überraschende Werteumkehrung zur Folge: Es ist nicht mehr die Wirtschaft, die im Dienst unserer Ansprüche steht, sondern es sind unsere Ansprüche, die den Bedürfnissen der Wirtschaft entsprechend wachsen müssen.

Wenn nämlich die Produktion ansteigt, muss der Konsum nachziehen. Um das individuelle Verhalten der Menschen zu verändern und sie zu mehr Konsum anzuregen, schufen die Unternehmen die Werbung. Diese lässt uns unsere Wünsche mit unseren Bedürfnissen verwechseln. Das produktions- und konsumorientierte Modell führt zu einer nimmersatten Konsumgesellschaft und reduziert die Natur auf ein Ressourcenlager, das der Erfüllung unserer unaufhörlichen Wünsche dient.